AVM fischt im Trüben

Tilman, 22. April 2024, 16:49 Uhr
So langsam nervt es: Wenige Wochen nach Inbetriebnahme der Heizung war es auf einmal in der Küche und im Flur kalt. Die Regler der Deckenheizungen hatten vollständig geschlossen, obwohl die Ist-Temperatur weit unter Soll war. Bis heute ist keine Ursache gefunden.

In Simones Zimmer zeigte sich das gleiche Phänomen, woraufhin ich als erstes den Fritz DECT 302 Heizkörperregler gegen einen neuen ausgetauscht habe. Das Problem trat aber wenige Wochen später mit dem ausgetauschten Regler erneut auf. Daher habe ich ein Hardwareproblem ab diesem Zeitpunkt ausgeschlossen und den Support kontaktiert.

In allen Fällen hat der jeweilige Regler unabhängig von der Ist-Temperatur wieder voll geöffnet, sobald man die Soll-Temperatur auf 23 Grad erhöht hat. Es scheint, als wäre die Ist-Temperatur im System irgendwo um 21/22 Grad eingefroren. Hat man in der GUI temporär von externem Temperatursensor auf den Sensor des Regler umgeschaltet und wieder zurück, trat das Problem für eine unregelmäßige Zeit von einigen Tagen bis mehreren Wochen nicht mehr auf.

Der Übersicht halber hatte ich in der Fritz GUI alle Räume als Gruppen angelegt und ihnen einen Raumthermostat (Fritz DECT 440) als externen Sensor zugewiesen. Auch die Räume, in denen nur ein einziger Heizkörperregler arbeitet. Da sich das Problem ausschließlich bei Gruppen mit einem Heizkörperregler zeigt, habe ich die Gruppen aufgelöst und den Reglern den Raumthermostat jeweils direkt als externen Sensor zugeordnet.

AVM konnte anhand meiner Support-Daten, die ich ihnen aus der Fritzbox geschickt hatte, keinen Fehler finden. Ihre Empfehlung:

"Adaptives Heizen deaktivieren, Heizkörperregler neu adaptieren, externen TempSensor trotzdem verwenden, keine Gruppen bilden und dann beobachten und ein bisschen mit dem Offset herumprobieren."

Okay, die Gruppen hatte ich bereits aufgelöst und seitdem scheint der Fehler nicht mehr aufzutreten. Nichtsdestotrotz scheint ja da ein Fehler vorzuliegen, den es zu finden gilt. AVM erklärt:

"Auch wenn ein externer TempSensor genutzt wird, wird die SOLL-Temperatur eines Heizkörperreglers sowohl aus den Temperaturen des externen TempSensors wie auch der Temperatur des Heizkörperreglers und des konfigurierten Offsets berechnet."

Das erscheint mir in doppelter Hinsicht unlogisch: Ein manuelles Offset ist eine reine Kurvenverschiebung um X Grad von der am Regler gemessenen Temperatur. Das ist sehr ungenau, doch wenn es keinen weiteren Sensor gibt, der präzisere Daten liefern kann, muss man damit auskommen. Eine "Automatische Offset-Anpassung" ist dagegen zunächst ein irreführender Begriff. Wird einmalig ein Offset aus der Differenz zwischen internem und externem Sensor ermittelt? Das wäre ziemlich unprofessionell, denn der Grund für einen externen Sensor besteht ja gerade darin, dass sich der interne Sensor an einem thermisch ungünstigen Ort befindet und man daher einen anderen Sensor an geeigneten Messpunkt positioniert.

Ein ungünstiger Messpunkt kann direkt über einem Heizungsrohr, einem Ort mit Stauwärme, dicht an einer Tür oder einem Fenster sein. In allen Fällen macht es keinen Sinn, einen fixen Offset-Wert aus beiden Sensoren zu berechnen. Bleibt also nur eine dynamische Lösung. Doch warum sollte man den internen Sensor da noch einbezieht? Geht man bei AVM etwa davon aus, dass der externe Sensor ebenso ungünstig platziert ist, so dass man aus zwei schlechten Werten einen möglichst brauchbaren Mittelwert errechnen muss?

Und wozu sollte dann der manuelle Offset hilfreich sein? In allen oben genannten ungünstigen Einbaupositionen wird es keine statische Differenz zwischen internem und externem Sensor geben und nur dann wäre der Offset-Wert hilfreich. Dass zumindest irgendein Entwickler bei AVM ebenso gedacht hat, wird durch die GUI belegt: Sobald man auf "Automatische Offset-Anpassung" umschaltet, ist die Eingabe eines manuellen Offset ausgegraut:



Es bleibt als einzig logische Lösung, dass der externe Sensor den internen als Datenquelle ersetzt und an einer geeigneten Stelle im Raum platziert wird. Und ich würde fast meinen Ar*** darauf verwetten, dass AVM es so umgesetzt hat, denn wenn es wirklich am Offset liegt, warum funktioniert dann die Fußbodenheizung im Bad einwandfrei? Im Heizkreisverteiler der Flächenheizungen sind die Regler für Flur und Küche sowie die beiden Regler für das Bad. Alle vier Regler sind am gleichen ungünstigen Einbauort und brauchen zwingend einen externen Sensor, der die Raumtemperatur misst. Der einzige Unterschied ist, dass das Bad eine Gruppe aus einem externen Sensor und zwei Heizkörperreglern ist, während Flur und Küche nur jeweils einen Regler haben.

Fakt ist: AVM fischt im Trüben und der Support kann mir nur den Rat geben, herumzuprobieren, was ich ohnehin getan hätte. Ich würde ja liebend gerne einen Blick in die Quellcodes werfen, um zu sehen, wie denn die Ist-Temperatur im Fall eines externen Sensors und eines Heizkörperreglers tatsächlich berechnet wird.

Gestern haben die Regler in Flur und Küche übrigens erstmals nach drei Monaten wieder zugemacht, nachdem ich die Gruppen aufgelöst hatte. Offensichtlich hat das Problem also doch nichts oder nur wenig mit der Gruppenbildung zu tun. Wenn sich keine Lösung seitens AVM findet, werde ich die beiden Regler gegen normale Magnetventile ersetzen, die durch eine Fritz DECT 200 Steckdose geschaltet werden. Wenn ich die gemessene Temperatur des Fritz DECT 440 als Schwellwert zum Schalten nehme, gibt es zumindest keine anderen Messwerte, die mir fälschlicherweise in die Suppe spucken können.

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