Boden mit Loch

Tilman, 02. April 2021, 22:13 Uhr
Themen: Böden | Wohnhaus
Mittlerweile ist auch der Dielenboden im Schlafzimmer wieder verlegt. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle alten Dielen aufbereitet und wiederverwendet. Als besonderes Extra hat der Boden ein Loch bekommen.

Ein Boden mit Loch? Na klar, aber dazu später mehr. Zuerst mussten die Balken wieder um die gleichen 27 Millimeter aufgestockt werden, wie schon in den anderen Räumen. Der Hauptgrund dafür liegt in den Heizungsrohren der Deckenheizung, die über die Balken geführt wurden. Ebenso lassen sich dadurch die Leerrohre für die Beleuchtung einfach in der Decke von einem Feld ins nächste legen. Als angenehmer Nebeneffekt sind die Türschwellen nicht mehr 4-5 Zentimeter, sondern nur noch 1-2 Zentimeter hoch.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks und rechts: Alle Balken müssen nach dem Aufstocken noch nivelliert werden. Höhenunterschiede von mehr als einem Zentimeter sind nicht unüblich. Diese werde mit dem E-Hobel auf 1-2 Millimeter reduziert. Genauer muss es in einem Altbau nicht sein.

Der nächste Schritt ist unsere eigene Form von Origami: Das Rieselschutzpapier muss sauber um alle Balken, Querträger, Hohlwanddosen und Leerrohre herum gefaltet werden, damit es nirgendwo unter Spannung steht und später reißen kann. Man sollte meinen, dass Papier zu falten eine kinderleichte Aufgabe ist, doch in der Größe und Stärke ist Rieselschutzpapier ein wirklich störrisches Biest, das Kraft und Nerven kostet.

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Die Schüttung einzubringen ist wiederum eine leichte und schnelle Arbeit. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt, dass man in weniger als einer Stunde mühelos 600 Kilogramm Blähtonkügelchen in eine Zimmerdecke einbringen kann. Schlaue Erkenntnis aus den vorangegangenen Decken: Es lohnt nicht, die Schüttung gleich sauber abzuziehen. Man wird noch so oft hineintreten oder ein Werkzeug hineinfallen lassen, dass man es besser erst beim Einbau der Dielen Zug um Zug macht.

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Ja, was ist denn jetzt mit dem Loch? Ach ja: Das habe ich bei einem anderen Altbau in dieser Gegend abgeschaut: Die gute Stube war früher oft das einzige beheizte Zimmer. Ist man abends ins Bett gegangen, ließ man die Wärme in der Stube zurück und ging ein Stockwerk höher ins kalte Schlafzimmer. Wenn,... ja wenn man kein Loch in der Stubendecke hatte. Dann hat man im Schlafzimmer einfach den Deckel aufgemacht und die warme Luft konnt von unten hoch ins Schlafimmer strömen.

Begünstigt wurde die Idee dadurch, dass wir bauliche Idealbedingungen hatten: Das Loch befindet sich quasi direkt über dem Ofenrohr und ist im Schlafzimmer dennoch an einer versteckten Stelle in der Zimmerecke zwischen zwei Türen. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgend jemand aus Versehen einmal in das offene Loch tritt, dürfte äußerst gering sein.

Foto vergrößernFoto vergrößern[br]Links und rechts: Um die Stärke der Schüttung zu überbrücken, wird ein Schacht gefertigt und in die Decke gesetzt. Der Schacht lässt sich später im Schlafzimmer mit einem Deckel verschließen.

Mit den alten Dielen habe ich mir gleich zwei Mal selber einen Streich gespielt: Zum einen ist mir erst beim Einbau aufgefallen, dass sie vollkommen unterschiedliche Stärken zwischen 25 und 30 Millimeter haben. Der Grund für diese starken Unterschiede ist, dass die Dielen keine Nut und Feder hatte, sondern auf Stoß direkt auf die grob gebeilten Balken genagelt wurden. Die Unregelmäßigkeiten in der Höhe wurden anschließend durch Überschleifen des Bodens egalisiert.

Nun ruhen die gleichen Dielen in der gleichen Reihenfolge jedoch auf plan gehobelten Auflagen. Die einzige Lösung bestand darin, die dünnsten Dielen auszumustern, stärkere Dielen als Ersatz anzufertigen und die Dielen, die nur ein bisschen zu dünn sind, mit Unterlagen auszugleichen. Alle Dielen wurden übrigens beidseitig mit Nuten versehen, in die eine schmale Holzleiste als Feder eingeschoben wird.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks und rechts: Wir hätten auch neue Dielen verlegen und uns damit eine Menge Zeit und Kraft ersparen können. Aber der Flair alter Dielen mit all ihren Macken ist einfach unvergleichlich schöner. Selbst die Querdiele am Ende hat ihren Reiz.

Der zweite Streich ist meiner puren Sorglosigkeit geschuldet: "Ach, die geringen Unebenheiten von 1-2 Millimetern kann ich auch gleich mit dem Tellerschleifer planen. Dafür brauche ich keine Walzenschleifmaschine". Tja, hätte ich mal eine Walzenschleifmaschine zum Planen des Bodens gemietet. So habe ich über 10 Stunden mit P40 Korn auf dem Tellerschleifer gebraucht, nur um überhaupt einen Planschliff zu erreichen.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks: An vielen Stellen wurde der Boden früher einmal verschraubt. Auch diese Schrauben wurden aufbereitet und wieder eingesetzt.

Rechts: Zwei Tage lang an einem einzigen Zimmerboden schleifen. Das ist neuer Negativrekord.

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