Die Eintür

Tilman, 19. November 2023, 15:48 Uhr
Themen: Baustoffe | Türen
Kocht man aus Resten alter Mahlzeiten eine neue, nennt man es Eintopf. Folglich muss eine Tür, die aus alten Türbestandteilen gebaut wurde, eine Eintür sein.

Eigentlich brauchte ich ja nur ein altes Kastenschloss und ein paar Türbänder mit Kloben. Den Rest der Tür zum Heizungsraum wollte ich aufgrund der ungewöhnlichen Maße von 175 x 95 Zentimeter selber bauen. Doch an den Beschlägen, die mir ein Nachbar geschenkt hatte, war eine ganze Tür noch dran und die war gar nicht mal so unpassend.

Eigentlich war es mehr ein Häufchen Elend: Ein Weichholzrahmen mit zwei Feldern, die mit Presspappe verschlossen waren und auf der Rückseite eine Schicht Nut- und Federbretter über die gesamte Fläche verleimt und verschraubt. Doch der Rahmen war solide verarbeitet und mehr brauchte ich ja nicht. Also die Tür bis auf den nackten Rahmen zerlegt und grob geschliffen.

Mit knapp 190 Zentimetern war sie etwas lang, doch konnte ich sie oben und unten um jeweils 7 Zentimeter kürzen, ohne die Verzapfungen zu beschädigen. Die abgesägten Stücke wurden innen wieder in die Felder eingeleimt, damit das obere und untere Rahmenbrett wieder ungefähr die ursprüngliche Breite haben. Der überschüssigen Zentimeter in der Türbreite ließ sich ebenfalls korrigieren und der Dichtfalz war mit der Oberfräse und ein paar Führungsschienen schnell wieder angebracht.

Die Rückseite, auf der die Nut- und Federbretter aufgeleimt waren, brauchte aufgrund der beschädigten Oberfläche zwangsläufig ein Furnier. Das hat mir jedoch erlaubt, weitere Verzapfungen einzufräsen, die später durch das Furnier überdeckt werden würden. Also habe ich mich dafür entschieden, das untere Feld zweizuteilen und zwei Kassetten einzusetzen und das obere Feld mit einem Sprossenfenster zu versehen.

Die Kassetten wollte ich klassisch auf der Tischkreissäge anfertigen. Da sie dazu auch auf der Kante über den Tisch gezogen werden müssen, habe ich mir aus einem Rest Siebdruckplatte ein Vorsatzbrett für den Parallelanschlag gefertigt, um einen höheren Anschlag zu haben.

Nuten zum Einschieben der Kassetten konnte ich in den Rahmen nicht mehr fräsen. Daher blieb mir nur die Wahl, Viertelstableisten auf dem Frästisch anzufertigen und sie in den Rahmen zu leimen, damit sie die Kassetten halten. Die Leisten habe ich ebenso wie die Sprossen für das Fenster aus den alten Nut- und Federbrettern hergestellt. Auch für das 8 Millimeter starke Furnier und den Blendrahmen haben die Reste noch gereicht. Lediglich die Glasleisten habe ich aus Bequemlichkeit auf eBay gekauft.

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Das Kastenschloss wurde zerlegt, sandgestrahlt und neu gefettet wieder zusammengesetzt. Die Türbänder wurden lediglich entlackt und ein bisschen aufpoliert. Das einzige, was noch fehlte, waren passende Kloben mit einem Dornmaß von 10 Millimetern. Im Netz fand sich fast nichts und wenn, dann zu Mondpreisen. Also habe ich mir selber welche aus ein paar Stücken Flachstahl, zwei M10 Schrauben und zwei Holzbauschrauben gefertigt.

Aus den beiden M10 Schrauben habe ich mir den Schaft als Kloben herausgetrennt, unten ein Stück 3 Millimeter starken Flachstahl als Stütze angeschweißt und in Form gebracht. Für den Halter habe ich ein weiteres Stück Flachstahl um den Dorn geprügelt, doch anstatt ihn spitz zulaufen zu lassen, habe ich mich dafür entschieden, eine Holzbauchschraube zu köpfen und anzuschweißen.

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Dass ich für das Kastenschloss auch eine passende Falle brauche, fiel mir natürlich erst beim Einbau der Tür auf. Macht nichts, es ist ja noch genügend Flachstahl hier, um eine Falle zu bauen. Auch wenn sich das alles mit Flex, Bandschleifer und Schweißgerät problemlos herstellen lässt, habe ich doch mal wieder festgestellt, dass mir in der Werkstatt noch eine Esse fehlt. Ich würde mir manchmal gerne Beschläge selber schmieden können.

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