Die große Planänderung
Sanierungspläne sind durchaus wichtig, doch gerade bei Altbauten kommt es im Laufe der Sanierung oftmals zu neuen Erkenntnissen, die zum Umschreiben des Plans zwingen. So auch in unserem Fall:Vor zwei Monaten haben wir festgestellt, dass über Jahre Marder in den Höhlräumen hinter den Dachzimmern gelebt haben, was uns zum vorzeitigen Rückbau der Dachzimmer zwang. Damit hatte sich nur die Reihenfolge im Plan geändert, denn irgendwann hätten wir die Dachzimmer eh entfernt. Dass auch die Dielen entsorgt werden müssen, stand nicht auf dem Plan. Doch auch darüber können wir im Nachhinein fast froh sein, denn nun zeigt sich, wie es in den Decken aussieht.
Schon beim Verlegen der Leerrohre für die Elektrik hatte sich gezeigt, dass die Schüttung in den Böden zumindest teilweise aus Getreidespreu besteht. Nachdem wir nun angefangen haben, die Dielen im Dachboden zu entfernen, liegt die „Schüttung“ in voller Pracht vor uns: Ein Drittelmix aus Getreidespreu, Wolle und Mäusekot, wobei eigentlich nur der Mäusekot gleichmäßig verteilt ist. Wolle und Spreu hat man einfach so hingeworfen, wo es gerade Platz hatte. Aus dem Grund hätte man sich selbst mit einer Sondierung kein klares Bild machen können.
Da auch die Schalbretter der Decken stark uringetränkt sind, haben wir beschlossen, die Decken komplett zu entkernen und bis auf die Balken komplett neu aufzubauen. Das bedeutet: Dielen raus, Schüttung raus, Putz von der Decke abschlagen und Deckenschalung entfernen.
Als neue Schüttung haben wir uns für Blähton entschieden. Zum einen will ich die Bundbalken des Hängewerks, die eh schon ordentlich durchbiegen, nicht noch weiter belasten, zum anderen leben wir eh nur zu zweit im Haus, weshalb wir einer Trittschalldämmung keinen besonders hohen Wert beimessen. Die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften des Blähtons haben zumindest für uns einen höheren Stellenwert.
Allerdings bietet die Planänderung nun auch neue Möglichkeiten: Die neuen Decken werden gut 10 Zentimeter höher gesetzt. Dadurch gewinnen die Räume nicht nur an Höhe, sondern es werden die wunderschönen handgebeilten Balken in der Decke sichtbar.
Um möglichst wenig Höhe zu verschenken, ist geplant, die Einschübe nicht auf Leisten, sondern auf Stahlwinkelprofilen zu legen und von der Unterseite mit Fermacell Gipsfaserplatten zu verkleiden. Um im Dachboden auf eine möglichst hohe Schüttungsstärke zu kommen, werden die Balken aufgestockt. Mit der Aufstockung lassen sich zugleich leichte Unebenheiten in den Balken ausgleichen.
Dies ist insbesondere bei dem Balken notwendig, der als Bundbalken unter dem mittleren Hängewerk ruht. Während der Bundbalken des Süd-Hängewerks auf dem Mauervorsprung ruht und sich nicht durchbiegen kann, sind die anderen beiden Hängewerke auf die Biegefestigkeit der Bundbalken angewiesen. Der mittlere Bundbalken ist jedoch im Bereich der Hängesäulen um fast 5 Zentimeter durchgebogen und beschreibt somit eine doppelte S-Kurve.
Da die Deckenschalung zumindest mich Leichtgewicht problemlos trägt, habe ich beschlossen, nicht nur zuerst die Balken aufzustocken, sondern auch die Stahlwinkelprofile bereits zu montieren, bevor ich die Decke raus breche. Das erspart später die deutlich aufwändigere Arbeit auf Leitern und die neuen Einschübe können direkt nach dem Entfernen der Decke eingelegt werden.
Ein Highlight habe ich übrigens noch gar nicht erwähnt: Beim Rückbau der Dachzimmer kam ein wunderschönes Giebelfenster zum Vorschein, das von innen zuvor durch die Dachzimmer verdeckt wurde und von außen hinter der Eternit-Verschalung versteckt ist.
Mittlerweile ist auch die neue Schüttung eingetroffen. Was sich die Spedition allerdings dabei dachte, einen LKW ohne Hebebühne und Hubwagen zu schicken, ist mir ein Rätsel. Kurz vor der Anlieferung kam ein Anruf mit dem lapidaren Hinweis: „Unser Fahrer kommt morgen Vormittag. Bitte halten Sie einen Gabelstapler zum Abladen bereit.“
Äh, ja klar, ich muss mal in meinen Hosentaschen oder in der Schreibtischschublade wühlen. Irgendwo hatte ich doch letztens noch einen Gabelstapler. Was geht in den Köpfen solcher Logistiker vor, die 14 Bigpacks mit einem Gesamtgewicht von fast 5 Tonnen ohne jegliche Abladehilfe an einen Privathaushalt liefern? Vermutlich einfach gar nichts...
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