Ein einsturzgefährdeter Sturz

Tilman, 15. Juni 2022, 22:04 Uhr
Themen: Baustoffe | Mauerwerk | Tenne
Habe ich neulich über haarsträubende Bausünden geschrieben? Es kommt noch besser: Man mauere einen Sturz aus Backsteinen, lege ihn auf der einen Seite nur auf eine ganz schmale Kante und setze dann einen Pfosten von der riesigen Tenne drauf.

So etwas macht man nicht? Konnte ich auch nicht glauben. Aber sie haben es getan, so viel steht fest. Dass es bis heute gehalten hat, grenzt an ein Wunder. Das nicht mit der Wand verzahnte Auflager besteht nur aus einer Reihe hochkant gestellter Backsteine, die sich irgendwann von der Wand abgelöst hat und eigentlich nur noch vom Türrahmen gehalten wird. Zum Glück ist der alte Türrahmen ziemlich massiv und konnte einiges an Kräften aufnehmen. Dennoch ist der Sturz auf der rechten Seite bereits 2 Zentimeter tiefer, als auf der linken.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks: Der mittlere Pfosten ruht auf dem Sturz, keine 40 Zentimeter über dem Türrahmen.

Rechts: Das rechte Auflager für den Sturz wird eigentlich nur noch vom Türrahmen am Zerfallen gehindert.


Klar war: Der Sturz braucht ein neues Auflager. Klar war aber auch: Der Pfosten muss erst einmal gesichert werden, falls der Sturz nachgibt. Zum Glück hat sich eine Lösung gefunden, die mir ein befreundeter Zimmermann auch abgesegnet hat, nachdem ich ihn etwas genervt habe.

Zwei (10 Meter!) lange Balken wurden hoch in die Tenne getragen und seitlich an dem Pfosten angebracht. Einer Verschraubung alleine wollte ich nicht trauen, daher habe ich die Klemmkraft zusätzlich noch durch eine Schraubzwinge erhöht und zwischen rechten Balken und einem darüber liegenden Riegel noch einen kurz Balken zum Abstützen eingepasst.

Sollte der Sturz nachgeben, wirkt auf den linken Balken ein etwa 50 Zentimeter langer Hebel. Dahinter liegt er schon auf den schweren Deckenbalken des Heizungsraums auf, mit denen ich ihn auch verspannt habe. Da der rechte Balken auf der Mauer des Silos aufliegt, wirkt nahezu gar keine Hebelkraft auf ihn. Zur Sicherheit wurde er trotzdem auf der Mauer verankert.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks: Die beiden Balken müssen im Zweifelsfall nicht nur das Gewicht des Pfostens tragen, sondern ihn auch am Wegrutschen hindern.

Rechts: Die Verbindung der Balken mit dem Pfosten.


Foto vergrößernFoto vergrößernLinks und rechts: Erst mit etwas Abstand sieht man, wie lang die Balken sind, die den Pfosten während der Sanierung halten müssen.

Nachdem der Pfosten gesichert war, wurde der Sturz noch mit einer Baustütze unter dem Türrahmen gesichert. Anschließend habe ich mit Schweißperlen auf der Stirn das alte Auflager entfernt und die rechte Seite des Türrahmens herausgesägt. Nichts knackte oder knirschte und so wurde mit der Zeit auch mein Puls wieder etwas ruhiger.

Dass die neue Tür um einiges schmaler ist, kam mir gerade recht: So konnte ich einen Turm jeweils mit zwei Läufern und zwei Bindern übereinander mauern, den ich in regelmäßigen Abständen mit Schwerlastankern im anliegenden Mauerwerk verankert habe. Eine ordentliche Verzahnung wäre mir zwar lieber gewesen, doch hätte ich dazu erstmal einige Steine aus dem Verbund herausnehmen müssen und ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren.

Nachdem der Sturz einige Zeit später wieder unterfangen war und der Mörtel über Nacht an Festigkeit gewinnen konnte, ging es am nächsten Tag schon deutlich entspannter an die Arbeit. Da die neue Tür auch ein gutes Stück tiefer ist, kommt noch ein weiterer Sturz unter den alten gesetzt.

Foto vergrößernFoto vergrößernLinks: Der Sturz ist auf der Innenseite bereits untermauert. Deutlich erkennbar ist der Winkelfehler des alten Sturzes im Vergleich zum neuen darunter.

Rechts: Auf Höhe der Unterkante der Schalung ruht links der Pfosten auf dem Sturz.


Um kein Risiko einzugehen, habe ich zwei 11,5 Zentimeter breite Stürze besorgt, die nacheinander eingesetzt wurden. So blieb der alte gemauerte Sturz während der ganzen Arbeit unterfangen und hatte keine Möglichkeit, doch noch schlapp zu machen. Da der Riegel vom Türrahmen immer noch den Sturz gestützt hat, habe ich ihn Stück für Stück herausgesägt und den frei werdenden Bereich ausgemauert.

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