Fritz! Smart Home
Viele Wochen lang habe ich mich Abend für Abend im Netz über smarte Heizsysteme eingelesen und ausgetauscht. Zum einen soll die Heizung so effektiv wie möglich arbeiten und zum anderen haben wir pro Zimmer bis zu vier Heizkörper, die simultan gesteuert werden sollten. Da die einzelnen Systeme durchaus unterschiedliche Leistungsmerkmale haben, sollte man sich zuerst einen Überblick verschaffen, was es alles für Möglichkeiten gibt. Viele gute Ideen kamen mir auch erst beim Lesen. Im Anschluss habe ich mir eine Liste mit allen persönlichen und technischen Anforderungen geschrieben:- Mehrere Heizköperregler in einem Raum sollen sich gruppieren und über einen Raumthermostat zentral regeln lassen
- Aus Gründen von Datenschutz und Zukunftssicherheit keine Cloud-Anbindung
- Steuerung über ein Funknetz, da keine Leitungen gelegt werden sollen/können
- Ausnahme davon: Kein WLAN, da es ein zu beliebtes Ziel für Angriffe ist
- Ein vorhandenes Display am Heizkörperregler sollte bei stehendem Einbau lesbar sein
- Keine ausgefallene Hardware, die sich im Fehlerfall nur schwer beschaffen lässt
- Integration der Flächenheizungen sowie eines Handtuchheizkörpers
- Automatische Steuerung der Bad-Entlüftung
Am Ende ist hier die Wahl auf AVM Fritz! DECT gefallen. Das DECT-Funknetz existiert ohnehin und ist darüber hinaus in der Regel kein Funknetz, bei dem sich ein Angriff lohnt. Die obligatorische Fritzbox ist ebenso vorhanden und lässt sich bei technischem Versagen jederzeit überall beziehen, zur Not sogar im Elektronikmarkt um die Ecke.
Die Fritz! DECT 302 Heizkörperregler sehen in meinen Augen ganz nett aus. Da habe ich bei anderen Anbietern schon wesentlich Schlimmeres gesehen. Darüber hinaus lässt sich das E-Ink Display dank der Pixelmatrix in 90-Grad-Schritten drehen, was in unserem Fall auch einen stehenden Einbau ermöglicht. Zierlich sind diese smarten Regler alle nicht, was jedoch einfach daran liegt, dass eine Menge Technik, Elektronik und einige Batterien im Inneren Platz finden müssen.
Auch die Raumthermostate (Fritz! DECT 440) sehen annehmbar aus. An der Wand wirken sie zwar doch ein wenig wie Fremdkörper, aber das ist leider bei den wenigsten Anbietern elegant gelöst. Ich hätte mir gewünscht, dass man diese optisch in gängige Hauselektrik-Programme wie unser Busch-Jäger Reflex SI integrieren kann. Die einzige Möglichkeit zur Montage ist jedoch der beiliegende Sockel, auf dem der Thermostat magnetisch hält. Der Sockel lässt sich wahlweise an die Wand kleben oder schrauben.
Die Einrichtung an der Fritzbox ist komfortabel. Ich habe für jeden Raum eine Gruppe angelegt. Jeder Gruppe wird ein in diesem Raum befindlicher Raumthermostat zugeordnet, so dass die Raumtemperatur an einem geeigneten Punkt gemessen wird und alle Heizkörper im Raum simultan gesteuert werden. Die Temperaturfühler der Heizkörperregler dienen somit nur noch der Erkennung, ob ein Fenster geöffnet wurde. In diesem Fall werden alle Heizkörperventile in der Gruppe für 10 Minuten geschlossen.
Eine besonders komfortable Funktion ist der adaptive Heizbeginn. Es wird nicht mehr der Zeitpunkt festgelegt, ab dem ein Heizkörper oder eine Gruppe heizen soll, sondern ab dem der Raum auf Solltemperatur sein soll. Das System lernt selbständig, wie lange es braucht, um die erforderliche Temperatur in dem Raum zu erreichen und fängt entsprechend frühzeitig mit dem Heizen an. Das funktioniert schon nach einigen Tagen bei uns erstaunlich gut.
Etwas irritierend ist, dass AVM Flächenheizungen so stiefmütterlich behandelt. In vielen Fällen nehmen die Leute Fritz! DECT Steckdosen, um die Ventile ihrer Flächenheizungen zu schalten. Die Raumtemperatur wird wahlweise vom integrierten Temperaturfühler in der Steckdose oder einem zugeordneten Raumtemperaturfühler gemessen. Nachteilig ist hierbei, dass nicht der volle Funktionsumfang wie bei Heizkörperreglern zur Verfügung steht. So ist eine Temperaturänderung über den Raumthermostat nicht möglich, sondern ausschließlich über die Fritz! Oberfläche. Ein weiteres Problem bei dieser Lösung ist, dass den Steckdosen die Funktion adaptiver Heizbeginn fehlt. Es lässt sich also nur der Heizbeginn einstellen, nicht aber der Zeitpunkt, an dem der Raum auf Solltemperatur gebracht sein soll.
Ich habe mich daher entschieden, auf den Verteilerbalken der Flächenheizung die normalen Fritz! DECT 302 Heizkörperregler zu setzen. Da die beheizten Räume alle einen Raumtemperatursensor haben, ist es irrelevant, dass die Heizkörperregler im Verteilerkasten eine völlig überhöhte Temperatur messen. Ein Risiko bestand jedoch in der Funkverbindung: Der Verteilerkasten mitsamt Deckel ist aus Stahlblech, welches das Funksignal abschirmt. In unserem Fall war die Verbindung zur Fritzbox im Wohnzimmer einwandfrei, doch nur wenige Meter weiter wäre schon keine Verbindung mehr möglich gewesen. Der Radius ist also durch das Blechgehäuse stark eingeschränkt.
Da im Heizkreisverteiler ohnehin Strom liegt, habe ich nicht einsehen wollen, pro Heizkörperregler regelmäßig drei Batterien tauschen zu müssen. Daher habe ich ein kleines Hutschienennetzteil besorgt, bei dem sich die Spannung einstellen lässt und habe die vier Thermostate fest verdrahtet. ELV bietet für solche Fälle Batterie-Dummys an, so dass keine Kabel im Batteriefach angelötet werden müssen. Zur Durchführung der Kabel musste ich jedoch ein kleines Loch in jedem Batteriefachdeckel bohren.
Haarscharf haben auch noch zwei Fritz! DECT 200 Steckdosen im Verteilerkasten Platz gefunden. Eine davon wird die Badezimmerentlüftung steuern. Das geht zum einen sehr gut automatisiert über den Luftfeuchtigkeitssensor im Raumthermostat. Beim Duschen schnellt der Wert innerhalb kürzester Zeit zuverlässig in die Höhe. Weiterhin soll man über einen der frei belegbaren Taster auf dem Raumthermostat die Lüftung für 3 Minuten einschalten können, falls mal der Geruch nach dem Toilettengang beseitigt werden muss. Die zweite Steckdose wird den Handtuchheizkörper steuern.
Eine dritte Steckdose steuert im Heizungsraum die Warmwasserzirkulation. Diese könnte ich zwar auch über den Pelletkessel zeitsteuern, doch hätte ich dann einen großzügigeren Zeitraum wählen müssen. Über das Fritz! Smart Home kann ich deutlich straffere Zeiten konfigurieren, da sich in Küche und Bad über einen Taster auf dem Raumtemperatursensor die Zirkulation jederzeit nochmal für einige Minuten einschalten lässt. Ein hoffentlich nie benötigter Nebeneffekt ist, dass die Warmwasserzirkulation unabhängig von der Kesselsteuerung ist. Sollte der Kessel mal ausfallen, haben wir wenigstens noch so lange Warmwasser, wie der Pufferspeicher heiß ist.
Ein nettes Feature von Fritz! ist übrigens der WLAN Gastzugang in Kombination mit den Raumthermostaten. Hierüber lässt sich der Gastzugang nicht nur aktivieren und deaktivieren, sondern bietet den Gästen auf dem Display auch einen QR-Code an, über den sie sich bequem einloggen können. Hier muss nun niemand mehr umständlich ellenlange Passwörter abtippen.
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