Heizungsrohrschellen (Versuch 1)
Da unsere Heizungsrohre Aufputz verlegt werden, haben wir wochenlang nach optisch ansprechenden Rohrschellen gesucht. Das nüchterne Fazit: Entweder schön, aber sauteuer und unpraktisch oder aber günstig, praktisch und potthässlich.Die einzige optisch ansprechende Schelle haben wir in einem englischen Online-Shop gefunden. Der Preis wäre noch hinnehmbar gewesen, wenn die Wandhalterung nicht so unglaublich schlecht gemacht wäre. Im Altbau finden sich zumeist dicke Schichten aus Lehm- oder Kalkputz. Zwei 5-Millimeter-Dübellöcher dicht nebeneinander führen hier zwangsläufig zu einem Krater. Auch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das Gewinde in dem geschätzt 3 Millimeter starken Sockel verabschiedet hat.
Also habe ich mich ans CAD gesetzt. Die Schellen sehen wunderschön aus und werden 1:1 abgekupfert (auch wenn sie aus Messing sind). Den Kern bildet eine M6 Stockschraube, die durch den Putz bis tief ins Mauerwerk gehen kann. Eine breite Scheibe verteilt den Druck auf die Wandoberfläche und ein Distanzrohr sorgt für den Abstand der Schelle zur Wand. Die Schellen werden von oben mit einer Hutmutter geklemmt. Alle sichtbaren Teile bestehen aus Messing.
Soviel zur Theorie. Nun brauchen wir nur noch ein Biegewerkzeug für die Schellen. Also wieder ans CAD und anschließend an die CNC-Fräse. Heraus kam eine Lehre, in der zunächst die Mitte des Messingstreifens zwischen zwei Backen eingeklemmt wird, damit in der Mitte der Schelle beim Pressen keine Wölbung entsteht. Anschließend werden die Rundungen hergestellt, indem ein Stapel von drei Kugellagern den Messingstreifen in eine Negativform presst.
Die gute Nachricht: Das erste gepresste Muster könnte kaum besser sein und sieht schon verdammt toll aus. Der Radius ist noch etwas zu eng und passt erst nach zwei, drei Schlägen mit einem Kunststoffhammer. Grundsätzlich lag ich aber mit meiner Schätzung, wie weit sich das Messing wieder entspannt und wie stark es daher überbogen werden muss, ziemlich gut.
Kommen wir zur schlechten Nachricht: Das Presswerkzeug ist den Kräften nicht gewachsen. Die drei Klemmschrauben halten die verschiebbare Backe nicht fest genug, so dass ich sie zusätzlich mit einer Schraubzwinge verspannen musste. Beim Anziehen knirschten die Kugellager, als wenn man mit einem Auto langsam über eine Tüte Kartoffelchips fährt. Das verhieß nichts Gutes und in der Tat waren nach der ersten Pressung drei der Lager in mehrere Teile zerbröselt.
Sehen wir es positiv: Grundsätzlich funktioniert die Idee. Das Presswerkzeug wird nochmal neu konstruiert und dabei der Durchmesser für die Radien leicht angepasst, damit die Schellen im Idealfall nur noch poliert und nicht weiter nachbearbeitet werden müssen. Statt der Lager werden Stahlwalzen genommen und die Klemmung der Backen wird über zwei Spannschrauben an den Seiten erfolgen.
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