Kastenschlösser überholen

Tilman, 24. November 2019, 00:10 Uhr
Themen: Türen | Wohnhaus
So manches alte Kastenschloss in diesem Haus gibt ein trauriges Bild ab: Die Türklinke zeigt im 45-Grad-Winkel nach unten, weil sich die Kinder früher dran gehängt haben. So manches Schloss hat gar keine Lust mehr, zu funktionieren und weigert sich einfach, zu öffnen oder zu schließen. Das, was ihnen an Pflege und Aufmerksamkeit in den letzten hundert Jahren verwehrt blieb, wird nun nachgeholt.

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Eigentlich sind sie wunderschöne handgefertigte Mechaniken, doch das sieht man ihnen auf den ersten Blick nicht an. Um sie wieder in einen einwandfreien Zustand zu versetzen, werden alle Kastenschlösser erst einmal zerlegt. Zum Glück gibt es bis auf ein paar ermüdete Federn keine defekten Teile. Nichts ist so ausgeschlagen, dass es ersetzt werden müsste und die schlappen Federn kann man einfach nachbiegen.

So beschränkt sich die meiste Arbeit darauf, alle Teile zu reinigen, zu entrosten und von den alten Lackschichten zu befreien. Letztere Aufgabe betrifft nicht nur das Gehäuse, sondern alle sichtbaren Teile. Unzählige Male wurden die Schlösser ohne jegliche Rücksicht einfach komplett mit der Tür überlackiert. Das hatte zur Folge, dass sich die meisten Riegel und Schlüssellochblenden gar nicht mehr bewegen ließen.

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Um die Federn nicht zu schwächen, wurden sie nur mit Öl und Stahlwolle abgerieben. Die solideren mechanischen Teile konnten mit der Bohrmaschine und einem Drahtbürstenaufsatz von Rost und Dreck befreit werden. Lediglich die Gehäuse mussten im Inneren sandgestrahlt werden, da sich weder Rost noch Farbschichten anders gut hätten entfernen lassen. Die Außenseiten wiederum konnten mit dem Drahtbürstenaufsatz behandelt werden. Zumindest als Korrosionsschutz hatten die Lackschichten getaugt, so dass nach dem Entfernen eine schöne geschliffene Oberfläche zum Vorschein kam.

Der Aufbau eines Kastenschlosses ist denkbar einfach und so ist das Zusammensetzen der sauberen und blanken Teile eine leichte Aufgabe. Das Innere des Gehäuses wurde dabei mit einem korrosionsschützenden Fett eingesprüht und alle beweglichen Teile mit einem nicht harzenden Fett gefettet. Eine erste Funktionsprobe nach der Montage zaubert uns ein breites Grinsen aufs Gesicht: Es fühlt sich einfach schön an, wenn so eine alte Mechanik perfekt funktioniert und der Schlüssel den Riegel mit einem satten "Klack!" nach vorne schiebt.

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Einzig die Türklinken waren in einem so schlechten Zustand und darüber hinaus leider alles andere als schön, so dass wir uns für neue Drückergarnituren entschieden haben. Auch die Rosetten auf der Gegenseite vom Kastenschloss haben wir durch neue ersetzt, da die alten schon stark ausgewaschen waren. So überholt können die alten Kastenschlösser nun getrost ein weiteres Jahrhundert ihren Dienst tun.

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