Überarbeitung der Treppe

Tilman, 20. März 2018, 22:09 Uhr
Themen: Baustoffe | Böden | Wohnhaus
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Die Treppe zum Dachboden war in einem fürchterlichen Zustand: Seit Jahrzehnten schon war die Lackschicht abgelaufen und das Holz wies tiefe Spuren auf. Da der Dielenboden im ersten Stock jedoch eh ausgebaut werden musste, um die Decken darunter zu erneuern, wurde auch die Treppe ausgebaut. Das ist die ideale Gelegenheit für eine Überarbeitung.

Nach dem Ausbau haben wir die Treppe zunächst zerlegt, da sich die vielen Winkel und Ecken in zusammengebautem Zustand unmöglich ordentlich schleifen lassen. Doch zunächst musste ich erst einmal ein Werkzeug anfertigen, um die Verschraubung der drei Spannstäbe lösen zu können. Beim Zerlegen stellte sich heraus, dass sich die Setzstufen kaum retten lassen, obwohl sie auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aussahen. Die meisten Setzstufen weisen Spannungsrisse auf, da sie durch die Nuten, in denen sie sitzen, nicht verziehen konnten. Überdies wurden die Setzstufen mit irrsinnig großen Nägeln an den Hinterkanten der Trittstufen befestigt. Die Nägel sind über die Jahr so stark verrostet, dass in den meisten Fällen ein Ziehen der Nägel kaum möglich ist, ohne die Setzstufen dabei weiter zu beschädigen.

Daher habe ich beschlossen, die Setzstufen zu erneuern. Bretter in passender Stärke habe ich mir zunächst am Dickenhobel gemacht. Anschließend musste jedes Brett noch einmal auf den Frästisch, da die Setzstufen sich auf den obersten 4 Zentimetern von 10 auf 6 Millimeter Stärke verjüngen und auch die Nuten in den Wangen passend ausgearbeitet wurden. Um die Fräse nicht stundenlang mit einem Radiusfräser die Schräge fräsen zu lassen, habe ich mir zunächst aus OSB-Platten einen Tischaufsatz mit dem entsprechenden Winkel gebaut. So wird das Brett in einem Winkel von ungefähr 6 Grad auf den Tisch aufgespannt und die Schräge kann mit einem Planfräser ausgearbeitet werden.

Für das grobe Entlacken habe ich mir ein neues Gerät gegönnt: Nachdem ich im Netz immer wieder auf Videos gestoßen bin, in denen selbst Weichholzteile mittels Sandstrahlen entlackt wurden, war ich neugierig. Fest steht nach einiger Recherche: Das funktioniert nur beschädigungsarm, wenn das richtige Strahlgut gewählt wird und der Kessel mit einem niedrigem Druck unter 3 Bar arbeiten kann. Die meisten solcher Niederdruckstrahlgeräte sind mit mehreren Tausend Euro sündhaft teuer, doch letztendlich habe ich ein Gerät in bezahlbarem Rahmen gefunden. Natürlich müssen hier Abstriche in der Qualität hingenommen werden, doch die beziehen sich nach meinem ersten Eindruck hauptsächlich auf die Lebensdauer von Verschleißteilen. Das nehme ich in diesem Fall jedoch in Kauf, da das Sandstrahlen von Holz für mich erstmal nur ein Experiment ist.

Nach kurzer Übung war ich von dem Resultat jedoch sehr überzeugt. An den Stellen, wo die Holzfasern bereits beschädigt sind, werden die Oberflächen stärker strukturiert, da das Strahlgut alle beschädigten Holzfasern gnadenlos wegputzt. Auf intakten und glatten Oberflächen lässt sich der Altanstrich jedoch gut entfernen und die Oberfläche wird nur so schwach strukturiert, dass man problemlos mit einem Schliff ab 80er Korn anfangen kann.

Die zwei untersten Trittstufen stellten sich im Laufe der Überarbeitung als stark verwurmt heraus. Die vorderen Kanten wiesen kein stabiles Material mehr auf. Um nicht die kompletten Stufen ersetzen zu müssen, habe ich die vorderen Kanten sauber mit der CNC-Fräse abgetrennt, neue Kanthölzer angeleimt und anschließend mit einem Radiusfräser wieder profiliert. Alle anderen Stufen wurden nach dem Strahlen nur geschliffen. Sämtliche Beschädigungen, besonders an den Vorderkanten der Trittstufen, wurden lediglich so weit verschliffen, dass es zu keinen weiteren Ausbrüchen kommen kann.

Bevor die Treppe wieder montiert wurde, kam mir die Idee, in einige Setzstufen noch Verzierungen einzufräsen. Nach kurzer Überlegung habe ich ein stilisiertes Kleeblatt auf dem PC entworfen und das Motiv an einer überzähligen Setzstufe ausprobiert. Da uns beiden diese Verzierung extrem gut gefiel, habe ich aus jeder zweiten Setzstufe ein Kleeblatt ausgefräst.

Bei der Montage der Treppe war ich froh, dass ich zuvor alle Trittstufen durchnummeriert hatte: Da alles an dieser Treppe noch echte Handarbeit ist, ist auch kein Teil, wie das andere. Selbst die Stufenhöhen sind bis zu 1,5 Zentimeter unterschiedlich, was zur Folge hatte, dass ich auch die meisten Setzstufen, die ich ursprünglich alle mit einem Einheitsmaß gefertigt hatte, nacharbeiten durfte. Zwei der Setzstufen mussten gar noch einmal durch den Dickenhobel, da die Nuten in den Wangen schmaler als die durchschnittlichen 10 Millimeter waren.

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