Das erste Kastenfenster (Teil 2)

Tilman, 12. Oktober 2019, 22:57 Uhr
Themen: Fenster | Mauerwerk | Wohnhaus
Die große Anforderung bei der Umrüstung zu Kastenfenstern war, passende Beschläge für die zusätzlichen inneren Flügel zu finden. Schließlich sollten die vorhandenen Beschläge weiter verwendet werden und die neuen sollten sich vom Stil her unauffällig einfügen.

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Händler für historische Beschläge gibt es viele, doch die meisten haben eher hochglanzpoliertes Messing im Angebot, als einfache Eisenbeschläge. Fündig wurden wir letztendlich bei https://www.kunstbeschlag.de. Da die Firma nicht weit von uns sitzt, haben wir kurzerhand das ganze Fenster mitsamt Rahmen ins Auto geladen und vor Ort die passendsten Beschläge aus dem Sortiment ausgesucht. Alle Teile wurden inklusive der Schrauben vom Hersteller so behandelt, so dass das Eisen alt und dunkelgrau aussieht. Der Unterschied zu unseren alten Beschlägen ist daher minimal.

Flügel und Rahmen wurden zum Schutz mehrfach geölt. Im nicht bewitterten Bereich haben wir das gleiche Öl verwendet, was wir für den Fußboden gekauft und auch für die Zimmertüren genommen haben. Der bewitterte Bereich wurde nach einer Grundierung mit Halböl mit drei Schichten Tungöllack behandelt. Da Tungöllack auch im Bootsbau verwendet wird, sollte er den Anforderungen auch langfristig genügen.

Das Verglasen musste erstmal geübt werden. Die Scheiben zu schneiden war kein Hexenwerk, doch mit meinen Kittfugen war ich anfangs überhaupt nicht zufrieden. An den ersten beiden Scheiben habe ich lange Zeit mit dem Kittmesser herumgeschmiert, bis mir die Arbeit gefiel. Ab der dritten Scheibe schlich sich dann langsam eine Routine ein. Ungeschickter Weise habe ich die frisch verglasten Flügel über Nacht in der Tenne stehen lassen und durfte am nächsten Tag feststellen, dass Mäuse im gesamten unteren Bereich den Kitt wieder heraus gefressen haben, so dass ich noch einmal nachbessern musste.

Bevor das alte Fenster ausgebaut werden konnte, habe ich noch ein einfaches Baufenster angefertigt und eingesetzt, da ich nicht wusste, wie lange das Loch im Mauerwerk offen ist, bis ich mit den Vorbereitungen für den Einbau des neuen Fensters fertig bin. Das alte Fenster ließ sich dann leicht ausbauen, nachdem die innere Laibung abgeschlagen wurde. Der Ausbau wurde zusätzlich durch das völlig verrottete untere Blendrahmenholz erleichtert.

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Eine Hoffnung wurde nach dem Ausbau umgehend zerschlagen: Da zwischen Blendrahmen und Mauerwerk nur maximal ein knapper Zentimeter Luft ist, wollte ich das neue Fenster mit einem Kompriband gegen die äußere Laibung gegen Schlagregen abdichten. Von der Laibung ist allerdings nicht mehr viel übrig, wie sich zeigte. Damit stand fest, dass ich mir extrem viel Mühe geben muss, das Mauerwerk glatt zu putzen, damit ein wirklich dünnes Kompriband zwischen Rahmen und Mauerwerk sauber abdichtet. Nach dem Glattstrich stand fest: Da passt bestenfalls ein 3-6 mm Kompriband dazwischen.

Letztendlich hat auch das nicht gepasst. Der Spalt war einfach zu klein und bis das Kompriband überall aufgeklebt war, war es auch schon einen halben Millimeter aufgequollen und somit hat der Rahmen nicht mehr in den Ausschnitt gepasst. Danach habe ich beschlossen, das Kompriband beim Einbau zu streichen und beim späteren Verputzen der Fassade ein schlagregendichtes Band aufzukleben und und in die Laibung einzuputzen. Bis dahin muss die alte Aluverkleidung als Regenschutz noch ihren Dienst tun. Ich habe provisorisch ein Kompriband auf die Kanten der Verkleidung geklebt, so dass sie gegen den Blendrahmen abgedichtet ist.

Der eigentliche Einbau ging relativ zügig. Lediglich beim Ausstopfen der Hohlräume mit Stopfhanf habe ich doch noch ganz ordentlich gestaunt: Trotz der dünnen Ritzen habe ich einen halben 10-Kilo-Sack verbraucht. Anschließend wurde der Glattstrich grundiert, ein Winddichtband von innen aufgeklebt und die Laibung grob verputzt.

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Da der Ausschnitt im Mauerwerk eigentlich nicht die passende Größe für ein Kastenfenster hatte, habe ich erst nach dem Ausbau des alten Fensters entschieden, ob die Fensterbank vor oder unter den Kastenrahmen kommt. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass ich nur wenig am Mauerwerk abschlagen muss, damit sie wunschgemäß unter den Kastenrahmen geschoben werden und sich somit nicht verziehen kann.

Aus diesem Grund sind auch noch keine Ringschrauben im Kastenrahmen, in welche die Schubstangen des inneren Fensters greifen. Beim äußeren Fenster hatte die untere Ringschraube wegen des Kastenrahmens keinen Platz mehr gehabt, so dass die Schubstange nun in den Kastenrahmen greift. Das gleiche wäre bei der Fensterbank passiert, wenn ich sie vor den Rahmen hätte setzen müssen. Da sie nun unter dem Rahmen sitzt, ist zwischen den Flügeln und der Fensterbank gerade noch Platz genug für die Ringschraube.

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Kommentar schreiben

Kommentar von Peter am 15.10.. Oktober 2019, 07:44 Uhr:

Tolles Resultat und Gratulation zum ersten Einbau! Hatte schon lange gewartet und gehofft, dass du bei erfolgreichem Fortschritt wieder berichtest. Eine Idee für die fehlende Höhe für deine Ringschrauben: nimm doch ein gleich behandeltes Eisenblech ~3mm, lasse es bündig ein und spare den Bereich der Treibstange im Blech aus. Ich meine, so ähnlich wird dies beim Wiener Kastenfenster auch praktiziert. Verzichtest du absichtlich auf Dichtungsprofile beim inneren Flügel? Was ist mit Isoglas?

Antwort von Tilman am 15.10.. Oktober 2019, 09:01 Uhr:

Hallo Peter,

Bei den äußeren Fenstern hatte ich auch schon die Idee, ein Blech mit Ausschnitt für die Schubstange bündig einzulassen. Leider habe ich trotz einiger Recherche so etwas nicht im Netz finden können. Ich müsste daher jemanden suchen, der mir solche Bleche stanzen kann.

Auf Dichtungen habe ich in der Tat erstmal bewusst verzichtet. Die Dichtflächen sind makellos plan gefräst und ich will die Fenster nicht zu dicht machen. Sollte sich herausstellen, dass sie nicht dicht genug sind, kann ich die Flügel immer noch auf die CNC-Fräse spannen und nachträglich eine Dichtungsnut einfräsen. Da die inneren Flügel nun doch oben und unten in Ringschrauben schließen, und die Kloben der nachgekauften Beschläge ebenfalls geschraubt sind, kann ich auch später noch den Anpressdruck einfach korrigieren.

Einen Grund für Isoglas habe ich nicht gesehen. Erstens würde ich das Gewicht den filigranen Flügelprofilen nicht zutrauen und zweitens ist das Kastenfenster als Ganzes in seiner Funktion ja schon einem Isoglas ähnlich.

Viele Grüße
Tilman

Kommentar von Peter beantworten

oder neuen Kommentar schreiben

Diese Seite verwendet folgende Cookies:
1) Cookie mit 30 Tagen Gültigkeit, damit Sie als Leser eines Artikels nicht mehrfach gezählt werden
2) Cookie mit Gültigkeit für die Sitzungsdauer, damit Sie diesen Hinweis nur ein Mal weg klicken müssen
Erfahren Sie mehr über unseren Datenschutz