Aufputz-Installation

Tilman, 08. Februar 2023, 22:56 Uhr
Themen: Heizung | Werkzeug
Der Kupfergehalt im 1. Stock steigt seit Tagen kontinuierlich an. Und je länger ich mit dem Lötgerät arbeite, umso mehr macht es mir Spaß.

Ja, tatsächlich ein Lötgerät, keine offene Flamme. Genauer gesagt: ein gebrauchtes Rems Contact 2000 aus eBay Kleinanzeigen und ich kann so etwas jedem nur raten. Musste man früher Sockelleisten und anderes Brennbares um die Lötstelle penibel mit Blechen oder feuchten Lappen abdecken, kann man nun nahezu sorglos arbeiten. Drüber hinaus ist das Löten mit dem Gerät extrem sauber.

Da die Kupferrohre sichtbar verlegt werden und zum Gesamtbild der Räume beitragen, sollten die Lötstellen möglichst gut aussehen. Ich habe mich daher für bleihaltiges Lot (S-PB50SN50) entschieden, weil es einfach schöner verläuft und optisch ansprechendere Lötstellen ergibt. Da wohl kaum jemand auf die Idee kommen wird, die Brühe aus der Heizung zu trinken, spricht nichts dagegen.

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Foto vergrößernFoto vergrößernFoto vergrößern

Ich hatte zwar schon einige Installationen mit gelötetem Kupferrohr hinter mir, doch waren das bisher immer Arbeiten, die entweder hinter Putz verschwinden oder irgendwo im Keller sind. Bei solchen Aufgaben nimmt es niemand mit Winkeln oder lotgerechter Ausrichtung so genau. Hauptsache, die Rohre sind zum Schluss dicht und spannungsfrei. Hier konnte ich nicht so einfach drauflos arbeiten und musste mir erst einmal Schritt für Schritt ein Konzept erarbeiten, in welcher Reihenfolge welche Teile auszumessen, zu schneiden und zu verlöten sind.

Da es im Netz zwar unzählige Anleitungen gibt, wie man Kupferfittings fachgerecht lötet, aber keine, wie man eine schöne Aufputz-Installation durchführt, stelle ich hier mein Konzept als Anregung zur Verfügung:

Aufputz-Installation im Altbau


1) Horizontale Referenz

Als Referenz für die Horizontale sollte die Sockelleiste herhalten, da sie optisch als waagerecht wahrgenommen wird. Allerdings sollten die Schellen nicht einfach in gleichmäßigem Abstand darüber angebracht werden, da im Altbau der Boden oft eine Krümmung haben kann. Besser ist es, die Höhe an beiden Enden der Wand anzuzeichnen und mit einer geraden Linie zu verbinden. So verläuft das Rohr optisch parallel zur Sockelleiste und bleibt gerade.

Foto vergrößernDie äußersten Rohrschellen einer Wand sollten einen gewissen Abstand von der Zimmerecke haben, damit sich das Rohr im Heizbetrieb in die Ecke ausdehnen kann. In diesem Fall sind es 45 Zentimeter.

2) Rohrstücke für einen Strang zuschneiden

Zunächst werden die geraden Rohrstücke von Zimmerecke bis Zimmerecke zugeschnitten. Voraussetzung hierfür ist, dass die Heizkörper mit Anschlüssen (Thermostatventil und Rücklaufverschraubung nur lose angeschraubt) bereits montiert sind, damit man ausmessen kann, an welchen Stellen die T-Stücke sitzen müssen. Die Rohrenden sollten jeweils etwa 2 Zentimeter vor der Zimmerecke enden. Somit ist genügend Luft zum Verschieben. Das genaue Ablängen erfolgt später.

Foto vergrößernDie Länge eines Rohrstücks zwischen zwei Ventilen lässt sich einfach ermitteln, indem man das Rohr an einem Ende mit einem T-Stück in das eine Ventil steckt und am zweiten Ventil auf dem Rohr anzeichnet, wo das T-Stück sitzen muss. Die Ventile werden dazu am besten horizontal mit dem Anschluss nach vorne gedreht.

3) Verlöten des Strangs

Nun werden die Rohre mit den T-Stücken zu einem Strang verlötet. Während das erste T-Stück noch in beliebigem Winkel eingelötet werden kann, müssen die weiteren T-Stücke im gleichen Winkel ausgerichtet werden. Dazu steckt man in jedes T-Stück ein Rohr und peilt zum Ausrichten über alle Rohre.

Foto vergrößernUm an den Lötstellen keinen Knick im Verlauf zu kriegen, sollten die Rohrstücke gerade ausgerichtet und eingespannt werden. Ich habe mir hierfür eine Lehre aus alten Kupferrohren gefertigt, denn in einem Altbau fluchten die Rohrschellen an der Wand so gut wie nie. Würde man die Rohre in den Schellen löten, würde das unweigerlich zu Knicken im Verlauf führen.

Foto vergrößernEs sieht deutlich harmonischer aus, wenn der gerade gelötete Strang durch die Schellen später in eine leichte Welle gedrückt wird, als wenn er an den T-Stücken abknickt.

4) Zuschneiden der Abzweige

Foto vergrößernNachdem Vor- und Rücklaufstrang für eine Wand gelötet sind, werden die beiden Stränge in die Schellen gesetzt. Nun können die Abzweige zu den Heizkörpern geschnitten und verlötet werden.

Foto vergrößernDa ich mich für Abzweige im 45-Grad-Winkel entschieden hatte, konnte ich die Rohrlängen schlecht ausmessen und habe mir daher aus einem alten Kupferrohr verschieden lange Stücke im 3-Millimeter-Abstand geschnitten. So hatte ich genügend Teststücke, um die Abzweige zusammenzustecken und die richtigen Längen zu ermitteln.

5) Verlöten der Abzweige

Wenn alle Stücke für einen Abzweig spannungsfrei und ausgerichtet zusammenstecken, können sie von unten nach oben verlötet werden. Da das unterste Stück im T-Stück sitzt und das oberste im Ventil oder Rücklauf, kann man sich auf das Löten konzentrieren, ohne die Stücke in Position halten zu müssen. Bevor als letztes der Übergangsnippel zum Ventil verlötet wird, sollte das Ventil zum Schutz vor der Hitze abgeschraubt werden.

Foto vergrößernAlternativ kann man den Nippel schon vorher in ausgebautem Zustand mit dem obersten Rohrstück verlöten, bevor alles zusammengesteckt wird. Auf diese Weise vermeidet man einen zu hohen Hitzeeintrag in das Thermostatventil oder die Rücklaufverschraubung.

6) Ablängen der Stränge

Jetzt wird der korrekte Abstand ausgemessen, den das Rohrende von der Zimmerecke haben muss, so dass das um die Ecke geführte Rohr den gleichen Wandabstand hat. Bei mir waren es 40 Millimeter. Dieses Maß muss nur einmal ermittelt werden und kann für alle weiteren Rohrenden übernommen werden.

Foto vergrößernAchtung: Je nach Wandlänge des Raums empfiehlt es sich, 1 bis 2 Millimeter auf diesen Abstand aufzurechnen, so dass sich ein leichter stumpfer Winkel ergibt. Durch die Wärmeausdehnung im Heizbetrieb längt sich das Rohr und kann sonst möglicherweise zu weit in die Zimmerecke gedrückt werden. Zum Ablängen muss der Strang in aller Regel noch einmal aus den Schellen genommen werden.

7) Anfertigen von Dehnungsbögen

Sind Dehnungsbögen an den Zwischenwänden geplant, sollten diese nun hergestellt werden, bevor die Winkel in den Ecken verlötet werden. Nach dem Ausmessen und Schneiden der Rohrstücke wird jeweils ein Rohrstück mit einem Winkel verlötet.

Foto vergrößernErst danach werden die drei Teile mit einem vierten Winkel am Montageort zum Dehnungsbogen zusammengesteckt. Dafür müssen die beiden Stränge, die mit dem Dehnungsbogen verbunden werden sollen, verschoben werden können. Wer sich bis hierher an die Anleitung gehalten hat, muss dazu nur die Thermostatventile und Rücklaufverschraubungen von den Heizkörpern lösen.

8) Verlöten der Dehnungsbögen

Zuerst wird das Verbindungsstück zwischen den beiden Schenkeln verlötet. Dies ist die problematischste Lötstelle, weil man nur sehr wenig Platz hat. Um die Lötstelle zu erreichen, muss der Dehnungsbogen mitsamt den Strängen so weit es geht in Richtung der Lötstelle verschoben werden. Im Anschluss werden beide Stränge wieder mit den Heizkörpern verschraubt, der Dehnungsbogen ordentlich ausgerichtet und die restlichen Winkel verlötet.

Foto vergrößernDas obere Verbindungsstück wurde gerade gelötet. Hier zeigt sich deutlich, wie knapp der Platz ist, um das Lot zuzuführen. Der untere Dehnungsbogen wurde bereits gelötet und wieder mittig ausgerichtet.

9) Einsetzen der Winkelstücke

Foto vergrößernAls letzter Arbeitsschritt werden die Winkelstücke in die Ecken gesetzt und verlötet. Die Dehnungsbögen erlauben es, den Strang weit genug zu verschieben, so dass man das Winkelstück in der Ecke aufschieben kann. Hierzu müssen die Stränge in der Regel noch einmal von den Heizkörpern geschraubt werden, damit sie sich weit genug verschieben lassen.

Kommentar schreiben

Es liegen derzeit noch keine Kommentare zu diesem Artikel vor.

Neuen Kommentar schreiben

oder zum Antworten oben auf das Symbol hinter einem Kommentar klicken

Diese Seite verwendet folgende Cookies:
1) Cookie mit 30 Tagen Gültigkeit, damit Sie als Leser eines Artikels nicht mehrfach gezählt werden
2) Cookie mit Gültigkeit für die Sitzungsdauer, damit Sie diesen Hinweis nur ein Mal weg klicken müssen
Erfahren Sie mehr über unseren Datenschutz